Peru wird zumeist als erstes mit seinem UNESCO Weltkulturerbe und Weltwunder Machu Picchu in Verbindung gebracht.

Doch das südamerikanische Land ist weit mehr. Peru ist ein Land der Vielfalt. Landschaftlich, klimatisch, geschichtlich und menschlich könnte es in den verschiedenen Landesteilen kaum abwechslungsreicher sein.

Peru ist ein vielseitiges Sammelsurium an geheimnisvollen Geschichten der Hochkulturen, die auf verschiedenen Pfaden erkundet werden können. Es ist die Tradition, die im ganzen Land gelebt und auf bunten peruanischen Märkten verkörpert wird. Und es ist pure Faszination, so lauert urplötzlich hinter einer Sanddüne der blaue Pazifik, das vielfarbige Andenhochland oder ein tropischer Bergwald.

Der Einstieg in die peruanische Kultur ist dennoch nicht ganz einfach und es schadet nicht, etwas vorbereitet zu sein. Aus diesem Grund möchte ich unsere ersten Eindrücke in diesem Reisebericht ungefiltert mit Euch teilen, und Euch die Strecke von Arequipa über den Titicacasee bis nach Cusco und zum Machu Picchu beschreiben.

Peru | Bus-Ticket für 30 Soles von Arequipa nach Cusco. Nahaufnahme unseres Tickets von Civa

Peru | Bus-Ticket für 30 Soles von Arequipa nach Cusco

» Der Einstieg – erste Eindrücke von Peru

Wir sind in einem anderen Land.

Unverkennbar war dies bereits an der Grenze zu Chile bzw. schon in Arica, als wir uns dort über die Grenze Richtung Tacna und weiter nach Arequipa auf den Weg machten.

Plötzlich waren wir umgeben von Hüte-tragenden peruanischen Frauen in bunten Trachten-Kleidern mit knielangen Strümpfen und dicken, vollbepackten Säcken auf dem Rücken, dazwischen ein paar indianisch aussehende Männer. Freundliche Blicke blieben vorerst aus.

Aus Chile und Argentinien kommend war es ein wenig, als hätte man, innerhalb von ein paar Kilometern über die Grenze, den Kontinent gewechselt. Peru ist ein Land mit überwiegend indigener Bevölkerung, sodass die Gesichtszüge deutlich von denen spanischstämmiger Südamerikaner abweichen. Wirklich wohl fühlte ich mich anfangs noch nicht inmitten dieser doch sehr fremden Kultur. Seltsamer Weise hatte ich in anderen wesentlich ärmeren Ländern noch nie solch ein Gefühl das Unbehagens. Vielleicht lag es auch an den zahlreichen Sicherheitshinweisen und Horrorstorys, die man über Südamerika liest. Vielleicht lag es an meinem holprigen Spanisch.

Nach einer Übernachtung in Arequipa erlebten wir weitere Eindrücke auf der Busfahrt von Arequipa über Puno nach Cusco. 11 Stunden sollte die Fahrt ursprünglich dauern, knappe 15 Stunden wurden daraus.

Im schäbigen Bus, in dem ein lauthals schreiender Medizinmann erfolglos irgendwelche Mittelchen an die lokale Bevölkerung „verticken“ wollte, dabei aber glücklicherweise von einem noch lauter weinenden Baby übertönt wurde, fuhren wir durch kleine, heruntergekommene Dörfer, in denen verkaufstüchtige peruanische Frauen ihre Waren anboten.

Abseits der Touristenpfade ist Peru eben ursprünglich und die Armut der indigenen Bevölkerungsgruppen deutlich zu spüren. Peru weist zwar seit Jahren gute Wachstumsraten auf, dennoch lebt besonders ein großer Teil der Landbevölkerung in Armut.

Peru | Peruaner. Einige Indigene bei der Fahrt im Tuk Tuk

Peru | Peruaner

Peru | Typische indigene Peruanerin. Eine Frau in bunten Kleidern mit Kopftuch und Sack auf dem Rücken

Peru | Indigene Peruanerin

» Die Landschaft und Route durch das Hochland der Anden

In anfänglicher Wüstenlandschaft, überquerten wir die Bergpässe der Anden bis auf 4.500 m Höhe. Der Weg führt durch das „Salinas y Aguada Blanca National Reserve“, wo neben zahlreichen Vicunas auch Flamingos in einer Lagune umher „stakselten“. Vor uns lag der Gipfel des 5.822 m hohen Misti-Vulkans, der als Wahrzeichen von Arequipa auf dem Stadtwappen abgebildet ist. Weiter führte uns die Route zu den im Titicacasee schwimmenden Dörfer.

Schon hier wurde uns klar, dass Peru landschaftlich definitiv mit den großen südamerikanischen Highlights in Argentinien und Chile mithalten kann.

Hier geht’s zur Strecke von Arequipa über Deustua, nahe dem Titicacasee, Juliaca, Sicuani bis nach Cusco auf google maps.

Peru | Wüstenlandschaft mit ein paar Kakteen auf dem Weg mit dem Bus von Arequipa nach Cusco

Peru | Wüstenlandschaft auf dem Weg mit dem Bus von Arequipa nach Cusco

Peru | Auf dem Weg mit dem Bus von Arequipa nach Cusco geht es durch das Salinas Aguada Blanca National Reserve. Panorama aus dem Busfenster auf bunte Hügel und einen kleinen See

Peru | Auf dem Weg mit dem Bus von Arequipa nach Cusco geht es durch das Salinas Aguada Blanca National Reserve

» Andere Länder, anderer Verwendungszweck für Meerschweinchen

Die wunderschöne Landschaft, die beim Blick aus dem Fenster an uns vorbeizog, lenkte uns glücklicherweise von unserer Sitznachbarin ab, die sich hingebungsvoll schmatzend über die knorpeligen Knochenteile eines Meerschweinchens hermachte.
Zur Erklärung: Bei einem kurzen Zwischenstopp am Straßenrand verkaufte eine Peruanerin im Bus diverse gebratene Knochenteile, die sie in Tüten aus Zeitungspapier verpackte. Die meisten einheimischen Businsassen erwarteten die Dame bereits und verschlangen dementsprechend gierig die recht übel riechenden Fleischstücke. Unsere Lust auf die peruanische Küche verging uns, was sich später aber wieder ändern sollte.

Für meinen Teil war ich froh um jeden Meter, den wir uns Cusco näherten.

Zunächst lag da allerdings noch Juliaca auf dem Weg. Eine unerwartet große und industrielle Stadt, die das reale Peru außerhalb der zahlreichen Touristen-Hotspots zu verkörpern schien. Durch tiefe, gewaltige Schlaglöcher, die aufgrund starker Regenfälle mit Wasser gefüllt waren, fuhr der Bus auf matschigen Straßen, gesäumt von verkaufenden und umherlaufenden Einheimischen, streunenden Hunden und Müllbergen. Wir kamen schließlich am Busterminal Terminal Terrestre in Juliaca an.
Einerseits war ich froh, nicht die alles andere als geruchsneutrale Bustoilette benutzen zu müssen, andererseits verlangte auch das verstopfte WC am Bahnhof mir einiges ab. Obwohl ich durchs Reisen abgehärtet bin, musste ich mir beim Anblick der Toilette die Frage stellen, welcher Winkel wohl nötig war, um zu derartigen Ergebnissen zu gelangen. (Entschuldigung für diesen Exkurs!)

Im besten Fall hatten wir noch 5 Stunden bis nach Cusco vor uns. Genug Zeit, sich an die Besonderheiten Perus zu gewöhnen und vielleicht mit ein paar Mitreisenden ins Gespräch zu kommen, um das kulturelle Eis im Kopf etwas zu brechen.

Peru | Lecker Meerschwein im Bus von Arequipa nach Cusco. Unsere Busnachbarin nagt ein gegrilltes Meerschweinchen ab

Peru | “Lecker Meerschweinchen” im Bus von Arequipa nach Cusco

Peru | Typische Verkaufsstände im Andenhochland

Peru | Typische Verkaufsstände im Andenhochland

Peru | Panorama von Juliaca. Blick über die Stadt mit schneebedeckten Bergen im Hintergrunf bei der Fahrt mit dem Bus von Arequipa nach Cusco

Peru | Panorama von Juliaca

» Die Vorfreude auf das Heilige Tal und den Besuch des Machu Picchu

Schließlich erreichten wir Sicuani. Die Landschaft bis Cusco wurde zusehends grüner, terrassenförmiger und malerischer. Die Vorfreude auf die sattgrüne Umgebung des Heiligen Tals und der sagenumworbenen Inkastadt Machu Picchu stieg. Leider hatten wir schon jetzt einige Stunden Verspätung, und so hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen. Als es schließlich anfing zu dämmern, erfuhren wir, dass wir noch ca. 3 Stunden bis Cusco brauchen würden. Die letzten Kilometer der Bergstrecke blieben uns wegen der Dunkelheit verborgen.

Knappe 15 Stunden nach Aufbruch erreichten wir den Bahnhof in Cusco, von wo aus wir uns mit einem Taxi in das in einer Fußgängerzone gelegene und etwas versteckte „Casa de Mama“ bringen ließen. Dort wurden wir bereits erwartet und herzlich mit einem Coca-Tee begrüßt. Das sei so üblich in der auf 3.416 m hoch gelegenen Stadt Cusco.
Ein ereignisreicher und aufregender Tag endete nun also in der wunderschönen und kulturellen Stadt Cusco, die unsere Ausgangsbasis zur Entdeckung des Heiligen Tals inklusive Machu Picchu-Besuch war.

Fazit

Mit geringem Wissen und keiner Vorstellung von Peru, außer ein paar Machu Picchu- und Amazonas-Bildern, fühlten wir uns anfangs doch sehr fremd und hineingeworfen in diese andersartige Kultur der Peruaner. Die Unterschiede zwischen dem was der klassische Tourist in den Hotspots zu sehen bekommt und dem realen Land-Landleben in Peru sind wirklich immens. Der genügsame Backpacker freut sich über die niedrigen Lebenshaltungskosten in Peru, lernt Spanisch und bleibt ewig. Der betuchte Touren-Reisende erschafft sich sein eigenes kleines Peru in komfortablen Hotels und herausgeputzten Touristenattraktionen. Der anspruchsvolle, aber budgetbewusste Indiviualreisende tut sich indes ohne gute Spanischkenntnisse anfangs scheinbar schwer.

Die wohl schönste Stadt Perus, Cusco, die uns stark an eine europäische Stadt erinnerte, ließ uns trotzdem schnell im facettenreichen und geheimnisvollen Peru ankommen und wohlfühlen. Dort konnten wir ein Gefühl für Land und Leute entwickeln und das anfängliche Unbehagen auch außerhalb der Touristengebiete schnell abstreifen.

Teilen!