Sri Lanka gilt als Synonym für Traumstrände, Tierbeobachtungen, Kultur, Trekkingtouren in den Bergen, Teeplantagen, Urwälder, Reisfelder, Ayurveda, leckeres Essen und herzliche Einwohner. Das alles ohne Massentourismus? Wir wollten es wissen.

Als Teil unserer Weltreise landeten wir auf dem etappenweisen Rückweg nach Deutschland aus Bangkok kommend in Sri Lanka. Warum letztlich Sri Lanka, wussten wir auch nicht so genau. Eine Dame aus der Toskana hatte uns vor Jahren einmal davon vorgeschwärmt und die Reiseberichte im Netz lasen sich sehr vielversprechend: ein überschaubares Tropenparadies mit traumhaften Stränden, spannender Tierwelt, zahlreichen Trekking-Möglichkeiten und einer interessanten Kultur. So waren wir durchaus gespannt, aber ohne gigantische Erwartungen als wir in Colombo landeten. Im Zweifelsfall würden wir schon einen hübschen Strand finden, an dem wir unser Projekt ein Stück voranbringen könnten. Nach dem Kanon der Superlative der vergangenen Monate unserer Reise hatten wir gelernt, dass einen häufig genau die Länder von den Socken hauen, von denen man es am Wenigsten erwartet hätte. Die Messlatte liegt schließlich bei den überschaubaren zu erwartenden Kosten in Sri Lanka bei weitem nicht so hoch, wie bei irrteuren Traumzielen der Kategorie Neuseeland oder Hawaii.

Auf der einstündigen Fahrt vom Flughafen in Colombos Stadtteil Mount Lavinia schwante uns nichts Gutes. Dem was wir sahen konnten wir wenig abgewinnen, was in asiatischen Städten allerdings sehr häufig der erste Eindruck ist. Auch das Hostel war vergleichsweise irrteuer und der Standard entbehrte aus Südostasien kommend jeglicher Worte. Selbst der Strand lud definitiv nicht zum längeren Verweilen ein, sodass wir in unserer Not, konsterniert von den ersten Eindrücken, sogleich unsere Weiterreise ins so vielgepriesene Hochland von Sri Lanka planten.

Sri Lanka | Blick von Strand in Mount Lavina in Richtung Colombo Downtown. Die Ruhe des Strandes am Rande der Hauptstadt

Sri Lanka | Blick von Strand in Mount Lavina in Richtung Colombo Downtown

Die Fahrt ins Hochland ist einer unser absoluten Sri Lanka-Tipps

Nach den reichlich abenteuerlichen und auch strapaziösen Reisen der letzten Monate, ging es in der komfortablen und trotzdem sehr günstigen ersten Klasse eines Zugs von Colombo Fort aus in Richtung Kandy. Das gut ausgebaute und weitverzweigte Schienennetz von Sri Lanka ist noch eine Hinterlassenschaft der britischen Kolonialherrschaft. Im Großraumabteil saßen um uns herum fast nur Touristen und die uralte ratternde Diesellok brachte uns aus dem Moloch der Hauptstadt heraus. Triste Häuserfassaden wurden durch sattgrüne Reisfelder abgelöst. Da das nach Monaten in Asien nichts Neues war, spielten wir wie jeder Industriestaatler unangemessen gelangweilt auf unseren Smartphones herum. Als ausgabenbewusster Weltreisender beschloss ich eine Runde durch die zweite und dritte Klasse des Zugs zu drehen – denn dieser würde unser Hauptfortbewegungsmittel der kommenden Wochen werden. Vergleichbar mit nicht klimatisierten indischen Vorstadtzügen waren die beiden anderen Klassen einfach, aber vollkommen in Ordnung. Obwohl der Preisunterschied für Europäer eher marginal ist, saßen dort seltsamerweise jedoch weit mehr Touristen, als in der deutlich komfortableren ersten Klasse.

Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass die anderen Mitreisenden nicht saßen, sie hingen quasi! Sie hingen bis zu den Hüften aus den offenen Fenstern! Sinnierend fragte ich mich, was an Reisfeldern wohl so spannend sein könnte. Auf dem Rückweg zur ersten Klasse stand die Wagontüre offen, und ich riskierte einen Blick hinaus. Dieser verschlug mir von einer Sekunde auf die andere den Atem und wird für immer in mein Hirn gebrannt sein. Wir waren im Hochland angekommen, und eine magische Bilderbuchlandschaft zog an meinen Augen vorüber: epische Bergketten, dichte Wälder und Teeplantagen unter einem strahlend blauen Himmel. Die Bahnstrecke verlief wie eine Lebensader der Zivilisation durch das Dickicht des Hochlandes und ließ die bunten Bauerndörfer entlang der Strecke kontrastreich aus dem Immergrün der Umgebung hervorstechen. Der langsam ratternde Zug schien ein tägliches Highlight der bäuerlichen Lokalbevölkerung, die überall emsig ihren Tätigkeiten nachgingen. Fröhlich winkende Schulkinder liefen unmittelbar neben dem Zug her. Trafen sich unsere Augen für einen Moment, setzte ein unbeschreiblich herzliches Lächeln als Willkommensgruß ein. Wie verzaubert standen mir mit weit offenem Mund die Tränen in den Augen, während ich durch diese Märchenwelt fahren durfte. Der Fahrtwind sorgte für wohlige Wärme – auch ich verbrachte nun die nächsten Stunden der Fahrt halb aus der Tür herauslehnend. Mir wurde klar, jetzt erst waren wir in Sri Lanka angekommen!

Sri Lanka | Blick aus dem Zugfenster auf sattgrüne Teeplantagen auf der Zugfahrt von Colombo nach Kandy

Sri Lanka |Sattgrüne Teeplantagen auf der Zugfahrt von Colombo nach Kandy

Sri Lanka | Der Zug von Kandy nach Ella hält im Bahnhof. Passagiere hängen begeistert aus den Fenstern und eine Gruppe von Schulkindern läuft entlang der Gleise

Sri Lanka | Leben entlag der Bahnstrecke von Kandy nach Ella

Sri Lanka | Zugfahrt durchs märchenhafte immergrüne Hochland. Ein strahlend blauer Zug bahnt sich seinen Weg durch das Regenwald-Dickicht der Berge.

Sri Lanka | Zugfahrt durchs märchenhafte Hochland

Welche Highlights bietet Sri Lanka?

Auf unserer Weiterreise besichtigten wir die berühmten Teefabriken Ceylons (Sri Lanka’s früherer Name), entdeckten versteckte Tempelanlagen und genossen die Natur während ausgiebiger Wander- und Trekkingtouren. Wir entspannten an den chilligen Bade-Stränden Trincolomees, schnorchelten mit Nemo und Riffhaien auf Pigeon Island, bestaunten Elefanten, Krokodile und Leoparden im Yala-Nationalpark, schlenderten durch die kolonialen Gassen Galles und erlebten den Komfort der touristisch erschlosseneren Küste zwischen Mirrissa und Colombo.

Sri Lanka |Eindrücke auf der Rundreise im Zentralland: Teeplantagen bei Haputale, Kandy, Tissa Wella und Yala Nationalpark

Sri Lanka | Eindrücke auf der Rundreise im Zentralland

Sri Lanka | Eindrücke auf der Rundreise entlang der Westküste von Colombo über Galle bis Tissamahara. Sri Lanka Panoramablick vom Dondra Leuchtturm, Strand von Mirissa, Stelzenfischer von Konggalla, Leuchtturm in Galle. Sehenswürdigkeiten und Highlights liegen geballt auf dieser Route

Sri Lanka | Eindrücke auf der Rundreise entlang der Westküste von Colombo über Galle bis Tissamahara. Sri Lanka Panoramablick vom Dondra Leuchtturm, Strand von Mirissa, Stelzenfischer von Konggalla, Leuchtturm in Galle.

Sri Lanka | Eine Bildercollage bestehend aus zwei exotischen Geckos, einer Affenbande auf einer Mauer und einem Eichhörnchen

Sri Lanka | Bunte exotische Tierwelt

Was wird auf Sri Lanka gegessen?

Zum Essen muss man nur die Einzugsgebiete der Resorts und Touristenrestaurants verlassen. In den Stadtzentren kommt man dann automatisch an sogenannten „Hotels“ (kleine einheimische Restaurants) vorbei. Bei der Auswahl orientierten wir uns einfach daran, wo zahlenmäßig am meisten einheimische Gäste saßen. So lernt man die indisch geprägte kulinarische Vielfalt von Sri Lanka authentisch (Achtung scharf!) kennen. An jeder Ecke gibt es Straßenstände mit Rice & Curry in allen Variationen, Kottu (ein in Streifen geschnittenes Fladenbrot, das mit Currys oder anderen pikant gewürztem, kurzgebratenem Gemüse, Eiern oder Fleischstückchen vermischt wird), verschieden gefüllte Rottis (Fladenbrot) und Fingerfood (Samosas, Hoppers, etc.) bis hin zu den klassischen gebratenen Nudeln und Reis. In größeren Restaurants ist auch eine breite Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten und vegetarischen Speisen erhältlich. Diese sind vergleichsweise natürlich eher etwas teurer.

Sri Lanka | Eindrücke authentisch typisches Essen. Rice & Curry, Kottu, Fried Noodles, Roti, Fisch, Hühnchen

Sri Lanka | Eindrücke authentisch typisches Essen

Sri Lanka | Typisches Hotel in dem Einheimische Rice & Curry essen von außen. Einer unserer Essens-Tipps. Meist sehen diese nicht gerade einladend aus, es ist jedoch sehr authentisch und lecker

Sri Lanka | Typisches “Hotel” in dem Einheimische essen

Sri Lanka | Die Blechhütten am Straßenrand bieten das beste Essen, wie hier ein typischer Kottu Verkauf in dem Einheimische essen

Sri Lanka | Typischer Kottu Verkauf in dem Einheimische essen

Die Auswirkungen des Bürgerkrieges

Kaum zu glauben, dass in Sri Lanka vor ein paar Jahren noch ein blutiger Bürgerkrieg tobte. Die weiterhin offenen Narben dessen sind für den Reisenden in den Touristenhotspots kaum ersichtlich, dafür aber in Gesprächen jenseits des Smalltalks weiterhin omnipräsent. Die Singhalesen haben den Konflikt militärisch für sich entschieden und die Minderheit der Tamilen zum Rückzug gezwungen. In den Folgejahren wurde mit einigem Erfolg viel unternommen, die Lage der vormals auf Teeplantagen sklavenähnlichen tamilischen Arbeiter zu verbessern. Auch wenn die Sklaverei heute zum Glück der Vergangenheit angehört, zeigt sich im Hinblick auf den Lebensstandard beider Bevölkerungsgruppen weiterhin eine riesige Schere. Wirklich sichtbar offenbaren sich die Folgen des Bürgerkriegs nur noch rund um die Tamilenhochburg Jaffna im entfernten Norden der Insel. Hohe Militärpräsenz, Sperrgebiete aufgrund umgeräumter Minenfelder und zerstörte Gebäude erinnern sehr deutlich, dass der Bürgerkrieg nicht mal acht Jahre zurückliegt. Aber auch diese noch sehr ursprüngliche Region Sri Lankas öffnet sich nach und nach dem Tourismus, auch wenn sich derzeit eher wenige dorthin verirren.

Vielfalt für jeden Reisestil

Während der tamilische Norden eher etwas für den abenteuerlustigen Reisenden ist, der bereit ist tief in eine noch nicht durch den Tourismus beeinflusste Kultur einzutauchen, bietet Sri Lanka in seiner Vielfalt für jeden Reisestil etwas. Individualtouristen sowohl mit geringem als auch gehobenem Anspruch finden an der Ostküste ihr Glück. Diese ist zwar grundsätzlich gut erschlossen, aber dennoch ihrer Ursprünglichkeit nicht beraubt. Aufgrund der guten Erreichbarkeit von Colombo aus ist die Westküste bis in den Süden infrastrukturell deutlich besser ausgebaut. Hier finden sich Orte und Unterkünfte sowohl für ruhesuchende Strandurlauber und Familien, als auch Partystrände für Backpacker. Das Hochland und die bekannten Nationalparks sind für jeden Komfortanspruch geeignet. So bietet Sri Lanka einen bunten Strauß an Möglichkeiten – und das alles auf einer Fläche der Größe Bayern. Nichts gegen meine Heimat Bayern oder Deutschland überhaupt, aber vom warmherzigen Lächeln der oft bitterarmen Bevölkerung Sri Lankas sollten wir uns alle eine Scheibe abschneiden.

Fazit

Sri Lanka’s Highlights und seine Einwohner sind so wundervoll und vielfältig, dass man am liebsten den Flughafen schließen möchte, damit die Insel und ihre Einwohner ihren liebevollen Charme für immer bewahren mögen. Doch steht so fest wie der allabendliche Traum-Sonnenuntergang am Strande Trincomalees, dass in den kommenden Jahren ein rapider Touristenstrom die Insel überlaufen wird.

Sri Lanka | Karin beim Sonnenuntergang in Trincomalee mit toller Abendstimmung inmitten von meterhohen Palmen

Sri Lanka | Karin beim Sonnenuntergang in Trincomalee

Melancholisch argwöhne ich beim Abflug, ob der Massentourismus die Natur und den Charakter der Menschen über die Jahre wohl ähnlich negativ beeinflussen wird, wie man es aus vielen rasant emporgeschossenen Touristenhochburgen Südostasiens kennt. Ich lasse die Gesichter der vielen so lieben und offenen Menschen, die ich in Sri Lanka kennenlernte, noch einmal Revue passieren.

Ob Tamilen, Singhalesen, Moors oder Christen – viele von ihnen setzen all ihre Hoffnungen in den aufkeimenden Tourismus, um ihren Familien nach den jahrelangen Entbehrungen des Bürgerkriegs auch nur einen kleinen Bruchteil unseres Wohlstandes ermöglichen zu können. Ich freue mich schon jetzt darauf eines Tages wieder nach Sri Lanka zu fahren in der Hoffnung, dass dann die Menschen dort ihr zauberhaftes Lächeln bewahren konnten.

Unsere Rundreise durch Sri Lanka:

Colombo – Kandy – Nuwara Eliya – Haupthale – Ella – Badulla – Tissa – Mirissa – Galle – Colombo – Trincomalee – Negombo – Colombo.

Natürlich haben wir noch zahlreiche andere interessante Orte und tolle Strände auf unserer Rundreise entdeckt und viele Tipps für Euch bereit:

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